Ein Jahr nach Hanau

Kundgebung am 19. Februar: „Kein Vergeben, kein Vergessen, gemeinsam gegen Rassismus“ & Zoom-Talk

Am 19. Februar wird der rassistische und rechtsterroristische Anschlag in Hanau ein Jahr her sein.Neun junge Menschen ermordete er aus rassistischen Motiven, anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Auch ein Jahr nach dem Anschlag gibt es viele Fragen ohne Antworten, keinerlei Aufklärung und Konsequenzen. Gemeinsam mit der DIDF Jugend Dortmund und vielen anderen Organisationen rufen wir am 19. Februar um 18 Uhr zur Kundgebung an der Reinoldikirche in Dortmund auf. Am 16. Februar gibt es außerdem einen Vortrag der DIDF Jugend Dortmund zum Anschlag und dem Kampf gegen Rechtsterrorismus und Rassismus.

Der Aufruf zur Kundgebung:
Die Zeitspannen zwischen rechten Anschlägen werden immer kürzer. Die rechten Terrorangriffe in Halle, Kassel, Hanau – all das sind gezielte Anschläge auf Menschen, die zu Opfern rassistischen Terrors wurden.
Rassismus und rechtes Gedankengut gewinnen immer mehr an Boden. Viele Parteien lehnen eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht mehr prinzipiell ab, oder kooperieren bereits. Gleichzeitig befeuern die Medien die rassistische Hetze. In diesem rassistischen Klima ist es somit kein Wunder, dass der Vater des Täters selbstbewusst offen auftritt und die Mordwerkzeuge seines faschistischen Sohnes vom Staat zurückfordert. Deshalb ist eine antifaschistische Praxis und ein klares Entgegentreten gegen Rechts notwendig, in Zeiten des Erstarkens von rechten Parteien und rechtsoffenen Bewegungen. In Chemnitz, Köthen und Cottbus veranstalteten Faschisten Menschenjagden, 2019 entscheidet bei einem rassistischen Anschlag in Halle eine einzige Holztür einer Synagoge über Leben und Tod. Der Täter scheitert und sucht einen Döner-Imbiss auf. Zwei Menschen sterben, erschossen. Schließlich wurde die bundesweite Gedenkfeier sechs Monate nach dem Anschlag in Hanau 2020 wegen der Pandemie abgesagt – die Ansammlung von tausenden Coronaleugnern jedoch, die in ihren Reihen gestandene Nazis und Rechtsradikale dulden, in Berlin behördlich zugelassen. Und im Sommer 2020 versuchten Neonazis den Bundestag zu stürmen – und die Polizeibeamten schauten zu.
Rassistische Angriffe und die Organisierung rechter Gruppierungen innerhalb staatlicher Behörden sind längst keine Einzelfälle mehr und das vergangene Jahr hat es uns noch einmal verdeutlicht. Rassismus zeigt sich durch strukturelle Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt: Bei den „verdachtsunabhängigen“ Polizeikontrollen (Racial Profiling), bei der Wohnungs- und Arbeitssuche bis zu rassistischen Beleidigungen. Rassismus und rechter Terror bedrohen uns alle und versuchen einen Keil zwischen uns Arbeiterinnen und Arbeiter, Studierende und Schülerinnen und Schüler zu treiben. Dabei müssen wir umso notwendiger zusammenstehen, denn es ist dieses System, dass Rassismus schürt, soziale Ungerechtigkeit schafft, uns Armut bringt und unser Leben in der Pandemie bedroht, während einige wenige darin reich werden. Deshalb ist der Kampf gegen Rassismus auch untrennbar verbunden mit dem Kampf für soziale Gerechtigkeit.
Die Toten von Hanau und Halle, der Mord an Walter Lübcke, die Opfer des NSU, die Morddrohungen gegen Politikerinnen und Politiker, die Drohungen des NSU 2.0 gegen engagierte Frauen, die Ignoranz gegenüber dem Sterben von tausenden Geflüchteten im Mittelmeer – sie alle zeigen uns, wie notwendig ein gemeinsames Organisieren und der gemeinsame Kampf gegen Rassismus und Faschismus ist.
Die Versammlung wird unter Einhaltung der aktuellsten CoronaSchVO stattfinden. Maske tragen – 1,5m Abstand halten!
Zoom-Talk am 16. Februar um 17 Uhr

In Hanau haben Angehörige und Freund:innen der Getöteten, Verletzte und andere Hanauer:innen die Initiative 19. Februar gegründet und kämpfen seit nun fast einem Jahr um die Aufklärung der Tat und auch um die Rolle der Polizei, die seit Jahren immer wieder rassistisch gegen die Bewohner des Hanauer Stadtteils Kesselstadt aufgetreten ist. Auch in Dortmund unterstützen Organisationen die Forderungen der Angehörigen um Aufklärung, Gerechtigkeit und Konsequenzen. Im Talk am morgigen 16. Februar um 17 Uhr erzählt ein*e Referent*in der DIDF Jugend Dortmund, wie die Hanauer der Menschen, die sie verloren haben, gedenken und wie der Stand der Ermittlungen ist. Die Veranstaltung findet bei Zoom statt, Anmeldung bitte per Mail an fgr-kontakt@asta.tu-dortmund.de, der Zoom-Link wird dann per E-Mail zugeschickt.