Es ist eine andere Valentins-Aktion, die sich Geflüchtete in Moria ausgedacht haben: Unter „Now you see me Moria“ haben Designer:innen Fotografien aus dem Refugee Camp an der Europäischen Außengrenze zu Plakaten gemacht. Eine Auswahl haben „Seebrücke Dortmund“ und das Forum gegen Rassismus in den letzten Tagen im Dortmunder Stadtgebiet verteilt – und rufen zur Nachahmung auf.
Der Fotograf Amir H.Z. aus Afghanistan, der im vergangenen Sommer in Moria leben musste, fotografierte das Leben im Lager während des Corona-Ausbruchs dort. Die Fotografin Noemí entdeckte seine Fotos auf Facebook, nahm Kontakt auf – so entstand auf Instagram das gemeinsame Projekt „Now you see me Moria“ (@now_you_see_me_moria). Seit Herbst sind auch Qutaiba aus Syrien und Ali aus Afghanistan Teil des Projekts.
„Viele der erzählten Geschichten wurden von internationalen Medien aufgenommen und dafür sind wir dankbar“, sagen die Macher:innen. „Aber wir können hier nicht aufhören. Wir müssen das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit auf die momentane Situation in Moria steigern. Täglich werden Menschenrechte verletzt, Journalist:innen und Fotograf:innen dürfen nicht in das neue Camp, NGO-Mitarbeiter:innen werden gebeten, keine Fotos zu machen. Moria ist nur einer der vielen Schandflecken einer scheiternden europäischen Migrationspolitik. Wir brauchen einen Wandel.“
Einige der Plakate haben wir, ebenso wie die Seebrücke Dortmund, in dieser Woche in Dortmund aufgehängt. Die Bilder, die gerade in den letzten Tagen und Wochen aus Moria öffentlich wurden, sind schockierend und herzzerreißend. Sie sind aber, und das ist das Schimme, nichts Besonderes mehr. „Moria“ ist zum Schlagwort für die tägliche tödliche EU-Abschottungspolitik der EU geworden, und niemand kann das mehr abstreiten. Was wir hier tun können, ist, soviel Aufmerksamkeit wie möglich für die Zustände zu wecken und die politischen Entscheider:innen in die Pflicht zu nehmen, die Augen nicht länger zu verschließen.
Wir teilen den Aufruf der Macher:innen von Now you see me Moria: „Lasst uns sicher stellen, dass niemand mehr wegsehen kann, indem wir die Geschichten von Geflüchteten sichtbarer machen. Es ist eine Einladung an europäischen Designer:innen, Plakate zu gestalten und ein Aufruf an uns alle, sie hochzuhalten wo wir können, in allen 27 EU-Staaten. Und wir fangen an mit unseren eigenen Fenstern.“