In diesem Monat jährt sich der Mord an Thomas Schulz zum 15. Mal. Am 28. März 2005 wurde er vom Neonazi Sven Kahlin erstochen, weil er rechte Pöbeleien nicht unwidersprochen lassen wollte. Zu seinem Todestag wird daher in Dortmund eine antifaschistische Demonstration gegen rechte Gewalt stattfinden. Eine Veranstaltungsreihe widmet sich außerdem der Kontinuität und Verdrängung rechter Gewalt und dem Umgang damit. Die Reihe startet am 12. März: Dann sprechen Caro Keller und Robert Andreasch über Rechten Terror in Deutschland.
Die Veranstaltungen werden organisiert von der Autonomen Antifa 170, der Mean Streets Antifa sowie der Initative re:mind. Mit freundlicher Unterstützung von: Forum gegen Rassismus (am Campus der TU Dortmund) und Junge GEW Dortmund.
Die Veranstaltungen im Einzelnen:
Kontinuitätslinien – Rechter Terror in Deutschland
Do 12. März 2020 – 19:30 Uhr
Rekorder, Gneisenaustr 55, Dortmund
Vortrag von Caro Keller und Robert Andreasch (NSU-Watch)
Als der NSU sich im November 2011 selbst enttarnte, hieß es in vielen öffentlichen Debatten, Rechter Terror sei etwas völlig neues. Es wurde sich geradezu überrascht gezeigt, dass Neonazis überhaupt zu geplanten Morden und Anschlägen in der Lage sind. Antifaschist*innen war währenddessen klar, dass diese Erzählung eher zur Schuldabwehr der deutschen Gesellschaft als der Wahrheitsfindung diente. Um sie zu widerlegen und um den NSU-Komplex besser zu verstehen, wurde seitdem auch die Geschichte des rechten Terrors aufgearbeitet. Die vielen Fälle, die dank intensiver Recherche und der Arbeit vieler Initiativen wieder ans Licht kommen, zeigen gleichzeitig, dass Rechter Terror auch von Antifaschist*innen allzu schnell vergessen wurde. Was blieb ist die Erinnerung der Betroffenen und die Artikel in den Archiven.
Heute ist klar, dass rechter Terror nach 1945 nie aufgehört hat. Robert Andreasch und Caro Keller von der Initiative »NSU-Watch« werden anhand ausgewählter Fälle die wichtigen Kontinuitätslinien herausarbeiten und zeigen, was am NSU-Komplex tatsächlich neu war. Sie wollen vor diesem Hintergrund auch den aktuellen Rechten Terror in den Blick nehmen und aufzeigen, ob und wie wir als Antifaschist*innen und Gesellschaft dieses Wissen einsetzen können
Der (un)sichtbare Terror in Deutschland. Vorstellung einer Thesenbroschüre
Sa 14. März 2020 – 19:30 Uhr
Ort wird noch bekannt gegeben
Vortrag mit „irgendwo in deutschland“
Anders als es in großen Teilen der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, hat rechter Terror in Deutschland eine jahrzehntelange Tradition, die nahtlos an den Nationalsozialismus anschließt. Doch angesichts der Kontinuität und drastischen Aktualität rechten Terrors findet keine diesem angemessene gesellschaftliche Auseinandersetzung statt, sondern es werden gezielte Attentate immer wieder aufs neue relativiert, entpolitisiert und die Betroffenen bedrängt. Die Thesen zu der gleichnamigen Kampagne „name it, face it – rechten Terror bekämpfen“ versuchen den gesellschaftlichen Umgang mit rechten Terror genauer zu betrachten und auf die Konsequenzen für die Betroffenen einzugehen. Im Vortrag sollen die Überlegungen des Bündnisses „irgendwo in deutschland“ vorgestellt werden.
Der Mord an Thomas Schulz und antifaschistische Erinnerungspolitik
Sa 21. März 2020 – 19:30 Uhr
Nordpol, Münsterstr. 99, Dortmund
Vortrag mit Antifaschist*innen aus Dortmund
2005 wurde der Punk Thomas Schulz von einem Neonazi in Dortmund ermordet. Es war eine Zeit, in der sich regelmäßig rechte Gewalttaten ereigneten und Antifa-Gruppen in der Bekämpfung von Neonazis weitestgehend auf sich gestellt waren. Der Mord stellte jedoch auch eine Zäsur für die Antifa-Szene in Dortmund dar. Am Tag nach der Tat demonstrierten rund 4000 Menschen in Dortmund. Daraus entwickelte sich eine bis 2015 jährlich stattfindende Gedenkdemonstration, die unter verschiedenen Schwerpunkten rechte Gewalt thematisierte. Dieses Jahr findet zum 15. Todestag von Thomas Schulz nun wieder eine Demonstration statt.
In dem Vortrag werden Antifaschist*innen aus Dortmund, die damals aktiv waren, über den Mord an Thomas Schulz und die die damalige Situation in Dortmund berichten und zugleich erzählen, welche Auswirkungen der Mord hatte. Ebenso wird ein Blick zurück auf die Entwicklung der Gedenkdemonstrationen geworfen und in den Kontext antifaschistischer Erinnerungspolitik eingeordnet. Auf diese Weise soll ein wichtiges Stück Dortmunder Antifa-Geschichte wieder ins Gedächtnis gerufen werden, bevor zum Abschluß des Abends über die am 28. März 2020 anstehende Demonstration informiert wird.