„Natürlich kann man hier nicht leben“ – Özge İnan liest im Nordpol

Nilay will los. Am liebsten noch heute Nacht, von Berlin nach Istanbul. Seit Wochen verfolgt sie mit ihren Eltern die Nachrichten vom Taksim-Platz: die Bilder der Proteste, das Rufen nach Freiheit. Selim und Hülya sind außer sich. Sie selbst waren Kinder in den Straßen Izmirs. Dann kam der Putsch, im September 1980. Es folgten Jahre der Willkür, doch sie glaubten an eine Zukunft in der Türkei. Schließlich hatten sie sich und fanden Wege des Widerstands. Dreißig Jahre später zieht es ihre Tochter in das Land, das sie hinter sich ließen, in der Hoffnung, anderswo frei zu sein.

Mit großer Dringlichkeit und Hellsicht erzählt Özge İnan die Geschichte einer Familie, die nicht aufgibt. Eine Geschichte von Freundschaft und Verrat, von Liebe und Wut. Özge İnan, geboren 1997 in Berlin, studierte Jura und arbeitete danach als Journalistin und Kolumnistin. Nach Stationen beim ZDF Magazin Royale und der Süddeutschen Zeitung schreibt sie inzwischen vor allem für den „Freitag“. Am 19. April liest sie aus ihrem Buch „Natürlich kann man hier nicht leben“. Beginn ist um 19 Uhr im Nordpol, der Eintritt ist frei.

Eine gemeinsame Veranstaltung vom Nordpol Dortmund und dem Forum gegen Rassismus Campus Dortmund.

Tag der Solidarität

Wir erinnern an
Mehmet Kubaşık, Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. 

Aufruf zum 12. Tag der Solidarität 2024 – in Erinnerung an Mehmet Kubaşık und alle Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt!

Mehmet Kubaşık wurde am 4. April 2006 von Mitgliedern des rassistischen und rechtsterroristischen NSU in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße 190 in der Dortmunder Nordstadt ermordet. Er fehlt!

Gamze Kubaşık erinnert sich an ihren Vater als einen „liebevollen und ehrlichen Menschen“. Mehmet Kubaşık war bei vielen Menschen in der Nachbarschaft und im Stadtteil sehr beliebt. Nicht nur bei den Kindern, die in den Kiosk kamen, den er im Jahr 2004 eröffnet hatte und denen er oft mehr Süßigkeiten in die gemischte Tüte packte, als sie bezahlt hatten.

„Es hat mich stolz gemacht, mit meinem Vater durch die Stadt zu gehen, weil er so beliebt war. Wenn ich mit ihm draussen war, hat er immer viele Leute gegrüßt. Ich bin so dankbar dafür, dass er immer viel Zeit mit uns verbracht hat“, erzählt Gamze. Mehmet Kubaşık liebte sein Auto, Musik und Fußball. Er liebte es zu Grillen. Mehmet Kubaşık war ein Mensch, der das familiäre Leben liebte.

18 Jahre sind seit dem Mord an Mehmet Kubaşık vergangen – und noch immer ist die Tat nicht vollständig aufgeklärt. Weder der NSU-Prozess in München, der vor fast sechs Jahren zuende ging, noch mehrere Parlamentarische Untersuchungsausschüsse haben daran etwas geändert. Das nach der „Selbstenttarnung“ des sogenannten „NSU“ von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel gegebene Versprechen, alles zu tun, um die Taten lückenlos aufzuklären, ist bis heute uneingelöst. Ermittlungsakten wurden vernichtet oder für Jahrzehnte in Archivschränken verschlossen.

Die Ermittlungen der Polizei nach den Morden waren von rassistischen Denkmustern und Verhaltensweisen durchzogen. Sie richteten sich nicht nur gegen die Familie Kubaşık, sondern auch gegen die Angehörigen der meisten anderen Opfer der Verbrechen des NSU. Ermittlungsbehörden stigmatisierten und kriminalisierten die Betroffenen öffentlich.

Es waren und sind die Überlebenden und Angehörigen, die um Erinnerung, Aufklärung, Anerkennung und Gerechtigkeit kämpfen. Familie Kubaşık tut dies seit 18 Jahren. Bereits im Juni 2006, nur wenige Wochen nach dem Mord an Mehmet Kubaşık, organisierte sie gemeinsam mit Freund*innen einen Schweigemarsch in Dortmund, mit einer zentralen Forderung: „Kein 10. Opfer!“. Schon damals – fünf Jahre vor der sogenannten „Selbstenttarnung“ – machten Angehörige, Betroffene und (wenige) solidarische Menschen auf den rassistischen Charakter und Zusammenhang der Taten aufmerksam und forderten deren umfassende Aufklärung. Diese hat es bislang nicht gegeben! Die Forderung der Familie Kubaşık hat daher auch 18 Jahre später nichts von ihrer Dringlichkeit verloren.

Die solidarische Verbundenheit mit und zwischen den Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt war und ist entscheidend dafür, dass die Forderungen nach Aufklärung, Gerechtigkeit und Veränderung unüberhörbar bleiben und immer lauter werden. Die Kraft der Solidarität, von Vernetzung und gegenseitigem Empowerment ist angesichts der rassistischen Vertreibungspläne einer an Einfluss gewinnenden AfD und ihres Umfelds notwendiger denn je. In diesen Zeiten, in denen der Anstieg antisemitischer, antimuslimischer und rassistischer Gewalt und Hetze den Alltag prägen und wütend machen, hören sich die Betroffenen und Überlebenden von Antisemitismus und Rassismus gegenseitig zu und stehen solidarisch zusammen – gegen die Angst und die Enttäuschung.

Gamze Kubaşık ist mit weiteren Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt im bundesweiten Solidaritätsnetzwerk aktiv. Die Betroffenen solidarisieren sich, weil sie Konsequenzen gegen die rechte Gefahr und den Rechtsruck in unserer Gesellschaft fordern. Gemeinsam planen sie Veranstaltungen sowie Podiumsdiskussionen – denn sie setzen sich für eine bessere, schönere Gesellschaft ein.

Gamze Kubaşık kämpft als politische Bildnerin gegen Rassismus. Seit über drei Jahren spricht sie mit Schüler*innen über den NSU-Komplex, über ihre Erfahrungen als Angehörige mit der Gesellschaft, den Sicherheitsbehörden und der Nachbar*innenschaft. Sie möchte die Jugendlichen aufrütteln, sie möchte, dass ihr Vater Mehmet nicht vergessen wird. Darüber hinaus spricht sie auch in Museen, Theatern und anderen Einrichtungen. Ihre Erinnerungsarbeit ist wichtig, weil der Rassismus in unserer Gesellschaft nach wie vor eine sehr große Gefahr darstellt.

Gemeinsam und mit vielen Perspektiven setzen wir den autoritär und ausgrenzend geführten gesellschaftlichen Diskursen sowie der alltäglichen und strukturellen Diskriminierung unsere Kämpfe, unsere Praxis und unsere Visionen einer solidarischen Gesellschaft der Vielen entgegen. Erinnern heißt Verändern.

Dafür kommen wir am 4. April 2024 zusammen: um gemeinsam an Mehmet Kubaşık zu erinnern und an all die anderen Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt – und um aus unserer Solidarität Kraft zu schöpfen. 

Wir hoffen, viele von Euch zu sehen!

Nationalism means no Questions – Türkische Rechte in Deutschland

Das Wissen über ultranationalistische, rassistische und diskrimierende Ideologien in migrantischen Communities ist nicht ausreichend gefestigt. Vor allem rechtsextreme türkische Organisationen tragen dazu bei, Vorurteile, Ressentiments und Ausgrenzung in das gesellschaftliche Zusammenleben zu tragen.

Die auch als ‚Graue Wölfe‘ bekannten Schlüsselakteure innerhalb der türkischen Diaspora fallen häufig wegen ihrer antisemitischen und rassistischen Einstellungen, insbesondere gegenüber Kurd*innen, Alevit*innen, Armenier*innen und Assyrer*innen/Aramäer*innen auf. Die sich als ‚Idealisten‘ (Ülkücüler) verstehende Bewegung schürt Polarisierung innerhalb der türkeistämmigen Communities und wendet gegenüber Gruppen, die von ihnen als ›minderwertig‹ angesehen werden, Gewalt an. Ihren Dachorganisationen gehören bundesweit rund 300 Vereine mit mehr als 18.500 Mitgliedern an.

Die dreiteilige Vortragsreihe „Nationalism means no questions“ widmet sich dem Rechtsnationalismus in der Migrationsgesellschaft, speziell dem Rechtsextremismus in der türkeistämmigen Community. Wir wollen die Geschichte, Ausprägungen und Gefahren der türkischen Rechten in Deutschland ausleuchten und diskutieren.

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Wir erinnern und wir kämpfen – Aufruf zum 11. Tag der Solidarität 2023

Am 4. April 2023 jährt sich der Mord an Mehmet Kubaşık zum 17. Mal. Der beliebte Dortmunder Kioskbetreiber wurde 2006 in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße als achtes Opfer in der rassistischen Mordserie des NSU erschossen. Gamze Kubaşık beschreibt ihren Vater als „den besten Mensch, den sie je kannte.“ Seine Frau Elif sagt, ihre Kraft schöpft sie nach wie vor aus der Beziehung mit Mehmet. Seit 2012 erinnern wir als Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund gemeinsam an ihn und alle Opfer rechten, rassistischen und antisemitischen Terrors. Wir erinnern und wir kämpfen – Aufruf zum 11. Tag der Solidarität 2023 weiterlesen

Geboren in Ravensbrück – Filmvorführung mit anschließendem Gespräch

"Dieses ungläubige Denken: Hat es so etwas wirklich gegeben? Da sind Kinder geboren worden, die haben überlebt und ich sollte so ein Kind sein..." Ingelore Proschnow Dokumentarfilm Geboren in Ravensbrück Filmvorführung mit anschließendem Gespräch im Antifa Café Dortmund Sonntag 26. März 18 Uhr Nordpol Bornstr. 144 44145 Dortmund Bild einer Statue Logos: Antifa Café Dortmund, Antifa, Forum gegen Rassismus, Nordpol

Sonntag | 26.03. | 18.00 | Nordpol | Bornstr. 144 | DO-Nordstadt

»Ich stand dort und schaute mich um. Sah die stille, friedvolle Landschaft – auf der anderen Seite des Sees die Silhouette des Städtchens Fürstenberg, Boote auf dem Wasser, eine Idylle. Und nur wenige Meter entfernt, hinter der Mauer, hatte es 10 000-fachen Tod und Vernichtung gegeben, Brutalität und Unmenschlichkeit. Trotzdem hatte dort, hinter der Mauer, in einer der Baracken mein Leben begonnen. Dort hatte ich mein erstes Lebensjahr verbracht. Ich konnte das einfach nicht zusammenbringen. Diese Erinnerung an meine erste Begegnung mit Ravensbrück hat sich mir unauslöschlich eingebrannt.«

Ingelore Prochnow wurde im April 1944 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg geboren – und überlebte ein Jahr lang unter unvorstellbaren Bedingungen. Ihre Mutter war erst 19 Jahre alt. Der Grund ihrer Inhaftierung: »Verkehr mit einem Polen«.

Als erwachsene Frau beginnt Ingelore Prochnow eine jahrzehntelange Recherche, die der Film teils rekonstruiert, teils begleitet. Sie gewährt einen intimen Einblick in ihre Geschichte. Der Film berührt, ist aber an keiner Stelle rührselig. Die Entscheidung mitzumachen sei ihr nicht leichtgefallen, erzählt sie. Aber die schlichte Tatsache, überlebt zu haben, wenn auch ohne eigene Erinnerung, verpflichte sie: Am Ende soll mehr übrig bleiben und erzählt werden als das, was in einen Aktenordner passt.

Workshop: Bilder und ihre Wirkung

Fotos erzeugen Bilder, die sich im Kopf festsetzen. Die Bilder, die durch Fotos entstehen, sind dabei nicht zufällig, sondern werden durch Fotograf*innen (un-)bewusst beeinflusst. Mit welchen Mitteln können welche Stimmungen und Bilder erzeugt werden? Wie werden so rassistische und andere diskriminierende Bilder verfestigt? Diese und andere Fragen wollen wir in einem Workshop miteinander kennenlernen. In einem praktischen Teil wollen wir die verschiedenen Stilmittel austesten und so zeigen, wir wir diskriminierende Bilder auf Fotos durchbrechen können.

Ihr braucht kein Vorkenntnisse und keine Material (Kameras, Belichtung etc. haben wir vor Ort). Wir treffen uns am 15.02. um 20 Uhr am Haus Dörstelmann.

Vortrag (16.11.): Warum erschoss die Polizei einen 16-Jährigen?

Am 08.08.2022 tötete die Polizei Dortmund den 16-jährigen Mouhamed Lamine Dramé in der Nordstadt. Mouhamed, der aus dem Senegal nach Deutschland geflüchtet war, war in einer psychischen Krise. Bereits 2 Tage zuvor hatte er Hilfe in der psychiatrischen Klinik der LWL gesucht und war wieder heimgeschickt worden. An seinem Todestag hatten die Betreuer*innen seiner Wohngruppe Angst, er könnte sich selbst verletzten. Deshalb riefen sie die Polizei. Als die Polizei eintraf, saß Mouhamed in der hintersten Ecke eines Innenhofs. Er war keine Gefahr für irgendjemanden. Dennoch entschied sich die Polizei, den Hof zu stürmen. Sie griffen Mouhamed mit Pfefferspray an. Als er dann aufstand, schossen sie mit zwei Tasern und einer Maschinenpistole auf ihn. Mouhamed starb kurz darauf im Krankenhaus. Der Tod von Mouhamed Lamine Dramé hat uns alle erschüttert.
Bemerkenswert sind die Solidarität und die Rufe nach Aufklärung nach den Ereignissen vom 8.8.2022. Denn diese Geschichte ist bei Weitem kein Einzelfall. Seit der Wiedervereinigung sind alleine durch Schusswaffen mindestens 318 Menschen in Polizeieinsätzen getötet worden. Der Großteil der Todesfälle durch Polizeibeamt*innen (bspw. der Tod von Oury Jalloh) ist bis heute nicht hinreichend aufgeklärt, geschweige denn aufgearbeitet worden.

Was ist am 08. August und danach passiert? Wieso ist der Fall Mouhamed kein Einzelfall? Wie war die Reaktion von Politik und Polizei? Und wie hat die Zivilgesellschaft reagiert?
Diese und weitere Fragen wollen wir mit William Dountio (Bildungsreferent, Aktivist, Nordstadtbewohner, Empowermentcoach) klären.
Kommt zum Vortrag am 16.11. und zur Demo am 19.11. !

Tag: 16.11.2022

Zeit: 18.00-20.00 Uhr

Ort: AStA-Seminarraum (Emil-Figge-Str. 50)


Ort: AStA-S

10. Tag der Solidarität – Niemand wird vergessen – hiç unutmadık, hiç unutmayacağız!

4. April 2022, 17 Uhr, Gedenkstein Mallinckrodtstraße 190

Am 4. April jährt sich der Mord an Mehmet Kubaşık zum 16. Mal. 2006 wurde er in seinem Kiosk in der Dortmunder Mallinckrodtstraße vom NSU erschossen und war somit das achte Opfer in der rassistischen Mordserie. Seit nun zehn Jahren erinnern wir als Teil des Bündnisses Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund an ihn und die Opfer rechten Terrors.

Erst die Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 führte zur Bekanntmachung tiefgreifender rechtsextremer Strukturen und strukturellem Rassismus in der Untersuchung der Mordfälle.

„An diesem Tag habe ich gemerkt, was für eine Last ich jahrelang mit mir getragen habe. Das ist so, als wenn du jahrelang gebeugt sitzt und dich an diesem Tag aufrecht machen kannst!“

Mehmet Kubaşıks Tochter Gamze Kubaşık

Jahrelang wurden Opfer und Angehörige kriminalisiert und in den Medien rassistisch diffamiert. Der Einsatz für eine lückenlose Aufklärung, Anerkennung der Reichweite der Rechtsradikalen Verbrechen und juristischen Verfolgung aller Beteiligten des NSU-Netzwerks, aus Neonazis und V-Männern, hält bis heute an.

Der Mord an Mehmet Kubaşık, Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Halit Yozgat und Michele Kiesewetter sind keine Einzelfälle, sondern stehen in einer langen Reihe rechter Morde wie die in Mölln, Solingen, Hanau, Halle, Kassel und den mehr als 200 weiteren Fällen.

22 Jahre nach dem ersten rechtsradikalen Mord des NSU kämpfen die Angehörigen mit uns zusammen noch immer um Aufklärung. Auch in Dortmund fordern sie unerbittlich weitere Ermittlungen: Warum Mehmet Kubaşık? Wer waren die Unterstützer:innen des rechtsextremen Netzwerks? Was wusste der Staat? Welche Rolle spielt der Verfassungsschutz? Ihre Fragen bleiben trotz der Versprechen, der ehem. Bundeskanzlerin Angela Merkel, unbeantwortet.

„Ich möchte, dass die Leute niemals vergessen, dass dieser Staat und seine Behörden uns erst ernstgenommen haben, als die Nazis sich 2011 selbst zu den Morden und den Anschlägen bekannt hatten“

Gamze bei der Einweihung des Platzes in der Dortmunder Nordstadt, der heute den Namen ihres Vaters trägt.

In Hanau erlebten Angehörige der Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 in diesem Jahr, wie andere über das offizielle Gedenken bestimmten. Die Angehörigen der Mordopfer sind keine Staffage, keine Statist:innen für eine Außenwirkung. Sie sind, wie Ibrahim Arslan, Überlebender des Anschlags von Möllnn 1992, sagt, die „Hauptzeugen des Geschehenen“ und ihre Leben bleiben untröstlich verbunden mit den Verbrechen.

Wir müssen rassistische und diskriminierende Strukturen, Perspektiven und Handlungsweisen in den Institutionen, den Behörden sowie im Alltag aufdecken und entschieden dagegen vorgehen. Machen wir uns stark für die Forderungen der Familie Kubasik um Aufklärung und Gerechtigkeit. Schließen wir uns zusammen für eine solidarische Gesellschaft die sich nicht spalten lässt, denn eins lehrt uns diese Gedenkarbeit: Unser einziger Schutz vor Rechts ist unser solidarisches Zusammenleben gegen ihre Spaltung. Lasst uns am 04.April gemeinsam auf die Straße gehen für Mehmet und alle andern Opfer rechter Gewalt.

Elif und Gamze Kubaşık haben ihre Forderungen klar formuliert:

„Ich möchte, dass alle Helfer, die man kennt endlich angeklagt werden. Jetzt!“

„Alle weiteren Helfer/ Täter müssen endlich ermittelt werden. Auch in Dortmund. Ich will nicht weiter das Gefühl haben weitere Täter zu treffen. Das muss aufhören!“

„Ich will wissen, wie mein Vater als Opfer ausgewählt wurde.“

„Was wusste der Staat?“

„Ich will, dass der Verfassungsschutz endlich sagt, was er wusste. Warum vertuschen die das? Alle Akten dazu müssen auf den Tisch!“

Ihren Forderungen schließen wir uns nach wie vor an! Geht mit uns gemeinsam auf die Straße: am 4. April 2022, 17:00 Uhr, Mallinckrodtstraße 190.

In Erinnerung an Mehmet Kubaşık
und alle Opfer rechter, rassistischer
und antisemitischer Gewalt!
Solidarität statt Schlussstrich!
Schulter an Schulter
gegen Faschismus und Rechtsruck!

„Querdenken“ – Friedliche Bewegung oder Radikalisierung der Mitte?

Der Journalist David Peters im Onlinetalk
30. Juni 2021, 18 Uhr
Einwahl-Link:
https://meet.jit.si/moderated/2a0a1e3aa661fdd1365a910646b9a5bd8747ba45c77484919cf8488295dd2418
Seit etwas mehr als einem Jahr beschäftigt uns nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Bewegung der selbsternannten „Querdenker“. Sie lehnen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie ab und wähnen sich in einer Diktatur. Während sie sich selbst als friedliche Bewegung sehen, die für Demokratie und Grundrechte eintritt, verbreiten sie massenhaft Verschwörungserzählungen und Antisemitismus. Immer wieder wird über Angriffe auf Journalist*innen und politische Gegner*innen im Rahmen von „Querdenken“-Protesten berichtet. Aber wer demonstriert da eigentlich? Wie friedlich ist die Bewegung wirklich? Und warum haben alle ständig Kameras in der Hand?

Der Journalist David Peters beobachtet die Bewegung von Beginn an. In seinem Vortrag geht er auf die Entwicklung, Selbstwahrnehmung, aber auch Selbstdarstellung der Szene ein.

Abschiebehaft und Corona

Zoom-Talk am 26. Mai: Von der Realität im Abschiebeknast Büren in der Pandemie

Der Abschiebeknast in Büren. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Unterbringungseinrichtung_f%C3%BCr_Ausreisepflichtige_B%C3%BCren#/media/Datei:UfA_B%C3%BCren.jpg

In Büren ist Deutschlands größter Abschiebeknast. Dort werden Menschen aus fragwürdigen und mehrheitlich rechtswidrigen Gründen eingesperrt, weit entfernt von größeren Städten und den direkten Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Auch während Corona wurde und wird weiter abgeschoben – obwohl Gefangene in der Pandemie besonders gefährdet sind. Am Mittwoch, 26. Mai um 18.30 Uhr, erzählt Frank Gockel vom Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. von den menschenverachtenden Zuständen im Abschiebeknast Büren und beleuchtet, was Corona für die dort inhaftierten Menschen bedeutet. Abschiebehaft und Corona weiterlesen